Wer Dinge aufschiebt, gilt oft als unproduktiv, vielleicht sogar als Faulpelz. Für Wissensarbeiter kann die Kunst des Aufschiebens aber der Schlüssel zu echter Produktivität sein.
Von klein auf bekommen wir eingebläut, dass man Dinge möglichst gleich erledigen soll. “Was du heute kannst besorgen…”. Dagegen ist im Prinzip wenig einzuwenden. Wenn wir diese Maxime jedoch allzu strikt befolgen, kann es passieren, dass wir zwar ständig kleine Aufgaben erledigen, dass unsere wichtigen Projekte dadurch aber liegen bleiben.
Da wir heutzutage über verschiedene Kanäle ständig erreichbar sind, besteht an einem kontinuierlichen Nachschub an solchen Aufgaben meist kein Mangel. In dichter Abfolge erreichen uns über E-Mail, sms und auf anderen Wegen Nachrichten, die um unsere Aufmerksamkeit betteln:
- “Kannst Du mir nochmal den Prüfungstermin zuschicken? Ich kann die Mail grade nicht mehr finden. Liebe Grüße!”
- “Hier das Protokoll der letzten Sitzung. Kannst Du es wie besprochen gegenlesen? Danke!!!”
- “Sie kennen sich doch mit dem Thema Interkulturelle Kompetenz ganz gut aus. Würden Sie mir ein paar (4–5) gute Aufsätze zum Einstieg empfehlen? Vielen, vielen Dank im Voraus!”
- “Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte noch einmal daran erinnern, dass Sie mir Ihr Lehrangebot für das nächste Wintersemester möglichst zeitnah zuschicken. Vielen Dank!”
- “Schau mal hier, ein sehr lesenswerter Beitrag. Den könnten wir evtl. in unserem Aufsatz verwerten, was meinst Du?”
Das ist ein wenig so, als wollten wir einen dicken Baum fällen. Wir stehen mit unserer gut geschärften Axt in der Hand in Position, spucken in die Hände… und in dem Moment schießt neben dem dicken Stamm ein kleiner Spross aus dem Boden. Wir legen die Axt zur Seite, ziehen eine kleine Schere aus unserer Werkzeugtasche, schneiden den Spross säuberlich ab und werfen ihn auf einen Haufen. Dann nehmen wir wieder die Axt in die Hand, lockern noch einmal unsere Schultern, bringen uns wieder in Position… und Plopp! Noch ein Spross. Und noch einer. Und noch einer. Und hey, da drüben stehen ja auch schon wieder fünf, die wir noch gar nicht gesehen haben!
So kann es leicht passieren, dass wir unseren Tag mit dem Abschneiden kleiner Sprosse verbringen. Wir springen hin und her, und am Ende stellen wir verdutzt fest, dass unser großer Baum keinen einzigen Kratzer abbekommen hat.
Arbeitsumgebungen, in denen man ständig mit neuen Aufgaben bombardiert wird, dürften heute der Normalfall sein. In solchen Umgebungen halte ich die Kunst, kleine Aufgaben zu verschieben, für eine Schlüsselqualifikation.
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Bildnachweis: Tree trunk, Yakushima island by Casey Yee on flickr.com (creative commons-Lizenz, bestimmte Rechte vorbehalten: CC BY-SA 2.0)
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