von Jochen Plikat
Wie hieß der Dokumentarfilm über die Finanzkrise, der in dem Vortrag vor 6 Wochen erwähnt wurde? Ich hatte das doch notiert, weil ich ihn unbedingt sehen wollte! Aber wo habe ich bloß den Zettel gelassen…?
Und wo habe ich noch gleich die Mitschrift zu dem Statistik-Workshop abgelegt, in dem so anschauliche Beispiele genannt wurden?
Wer solche Situationen kennt, sollte digitale Notizen in Erwägung ziehen. Keine Zettelwirtschaft, keine Suchereien. Alle Informationen können archiviert, über mehrere Geräte synchronisiert (z.B. mit Evernote) und bei Bedarf sofort wieder abgerufen werden. (Ich habe kürzlich an anderer Stelle das System beschrieben, mit dem ich meine digitalen Notizen verwalte.) In vielen Meetings, Seminaren und Vorträgen ist es daher zur Normalität geworden, dass auf Laptops mitgeschrieben wird.
Wer schon einmal selbst vor Publikum gesprochen hat, weiß aber vermutlich, dass das sehr irritierend sein kann. Schon das Geklapper von Tastaturen ist ein Störfaktor. Schlimmer ist aber, dass zu manchen Zuhörern kaum noch Blickkontakt aufgebaut werden kann. Ihre Augen sind nicht auf die Person gerichtet sind, die gerade spricht, sondern fixieren das Display eines Tablets oder Laptops.
Man könnte einwenden, dass es ja nicht um den Vortragenden, sondern um die Zuhörer geht. Wenn sie von dieser Arbeitsweise profitieren, dann sei’s drum!
Anscheinend ist jedoch das Mitschreiben auf einem Laptop für die Verarbeitung der aufgenommenen Information nicht von Vorteil. Im Gegenteil: Elektronische Geräte scheinen geradezu schädlich zu sein. Überraschenderweise gilt dies selbst dann, wenn man sie tatsächlich ausschließlich für die Mitschrift verwendet und sich nicht durch E-Mail, soziale Netzwerke usw. ablenken lässt. So wurde kürzlich in einer Studie eindrucksvoll belegt, dass Studierende, die in einer Vorlesung auf einem Laptop mittippten, bei einem Test über die besprochenen Inhalte deutlich schlechter abschnitten als jene, die handschriftliche Notizen machten.
Die Frage lautet also: Wie lassen sich die Vorteile handschriftlicher Notizen nutzen, ohne auf den praktischen Wert digitaler Notizen zu verzichten? Hier bietet Evernote eine elegante Lösung.
- Mitschreiben: Notizen werden zunächst klassisch auf Papier gemacht (kein Geklapper, keine Ablenkung, tiefere kognitive Verarbeitung). Ich selbst habe für diesen Zweck immer ein kleines Moleskine-Notizbuch in meiner Tasche.
- Digitalisieren: Mit Evernote lässt sich leicht jede Art von Dokument über die Smartphone- oder Tablet-Kamera erfassen, also auch handschriftliche Notizen. Eine oder mehrere Seiten werden abfotografiert und anschließend in eine Notiz umgewandelt, die auf allen synchronisierten Geräten sofort verfügbar ist.
- Verschlagworten: Es kann sinnvoll sein, in die Notiz einige Begriffe einzufügen, die das Auffinden erleichtern: Ort, Anlass, Teilnehmer, Thema, etc.
- Wiederfinden: In Evernote lassen sich alle Notizen nach Schlüsselbegriffen durchsuchen. Die Premium-Version von Evernote verfügt zusätzlich über eine leistungsstarkes Modul, das Handschriften in Bilddateien erkennt (auch meine, also wirklich leistungsstark). So können auch die handschriftlichen Anteile von Notizen im Volltext durchsucht werden.
Update 1.6.2017: Da Evernote keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung unterstützt, nutze ich das Programm inzwischen nicht mehr. Handschriftliche Notizen lassen sich aber auch mit gängigen Scan-Apps für Smartphones digitalisieren, anschließend in ein Ordnersystem einpflegen (erfahre mehr) und unter Einhaltung höchster Datenschutzstandards über mehrere Geräte synchronisieren (erfahre mehr).
Wie stehst Du zur Nutzung von Elektronik in Vorträgen und Meetings? Hinterlass einen Kommentar!
Bildnachweis: Yes, it’s a disease, but it’s socially accepted. by F. // Chicca // K. Silva on flickr.com (creative commons-Lizenz, bestimmte Rechte vorbehalten: CC BY-ND 2.0)
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