Adressen und Termine sicher in der Cloud speichern

13779421995_44d666252c_o

von Jochen Plikat

Vor einigen Jahren hing in meinem Treppenhaus ein Zettel von einem Nachbarn:

Hilfe, ich habe mein Handy verloren oder es wurde mir geklaut! Falls es jemand gefunden hat, bitte unbedingt zurückgeben, dort sind alle meine Kundenkontakte gespeichert und ich habe kein Backup! Ich stelle keine Fragen! Danke!!!

Seit sich Smartphones durchgesetzt haben, dürften solche Hilferufe immer seltener zu hören sein. Egal ob das Gerät unter Android oder unter iOS läuft: Adressbücher lassen sich heute leicht und komfortabel über die Cloud auf mehreren Geräten synchron halten. Und praktischerweise hat man so auch immer automatisch ein Backup. Sollte also einmal ein Gerät kaputt gehen oder abhanden kommen, lassen sich die Daten im Handumdrehen wieder herstellen. Aber auch wenn man sich einfach nur ein neues Gerät anschafft, ist die Wiederherstellung der Daten mit Hilfe der Cloud denkbar einfach. Die gleichen Vorteile gelten auch für digitale Kalender. Alle Einträge können bei Bedarf auf ein weiteres Gerät übertragen werden, kein Termin geht verloren. Digitale Kalender haben zudem den Vorteil, dass sie sich leicht teilen lassen, z.B. innerhalb der Familie.

Bei näherem Hinsehen vertrauen wir der Cloud mit unserem Adressbuch und unserem Kalender aber eine ganze Menge an Daten an, die höchst privater Natur sind. Wann hast Du Dich wo mit wem getroffen? Wie oft gehst Du zum Arzt, und welche Spezialisten suchst Du auf? Und überhaupt, welche Namen sind in Deiner Kontaktliste zu finden?

Es würde den digitalen Fußabdruck also erheblich verkleinern, wenn Termine und Adressen, die wir in die Cloud übertragen, zuverlässig verschlüsselt wären. Hierbei ist end-to-end ein wichtiger Faktor: Nur wenn die Daten erst auf dem jeweiligen Endgerät des Nutzers entschlüsselt werden, dazwischen aber durchgängig verschlüsselt bleiben, sind sie wirklich sicher. Zusätzlich ist natürlich darauf zu achten, dass eine bestimmte Verschlüsselungsstärke eingehalten wird.

Ein Anbieter, der diese Kriterien erfüllt, ist MyKolab.com. Die Datenschutzstandards scheinen vorbildlich zu sein. Ich habe MyKolab jedoch selbst nie getestet, weil mir die Preise dort mit knapp 8 € pro Monat schon für einen einfachen Account immer recht hoch erschienen.

Eine in der Fachpresse ebenfalls gelobte und mit 1 € pro Monat preislich wesentlich moderatere Alternative ist der Berliner Anbieter posteo.de. Ich habe dort kürzlich einen Account eröffnet und bin mit meinem Adressbuch und Kalender gleich umgezogen, was ausgesprochen glatt ging. Detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Konfiguration verschiedener Programme und Plattformen finden sich auf den Seiten von posteo.

Wichtig ist zu beachten, dass nach dem Anlegen eines Nutzerkontos die Verschlüsselung von Kalender und Adressbuch zunächst deaktiviert ist und in den Einstellungen manuell aktiviert werden muss (nach dem Login leicht zu finden unter Einstellungen > Verschlüsselung). Zum Thema Datensicherheit steht dort folgender Hinweis:

Durch Aktivierung der Verschlüsselungsfunktion werden Ihr Adressbuch und Ihr Kalender auf unserem Server mit Ihrem persönlichen Passwort verschlüsselt. Da wir keine Passwörter im Klartext speichern, sind Ihre Kontakte und Termine danach ausschließlich für Sie persönlich zugreifbar und so vor jeglichen Zugriffen unsererseits sowie Dritter geschützt.
Bei den Terminen speichern wir die Information, in welchem Monat ein Termin stattfindet unverschlüsselt. Das ist leider notwendig, damit die Geschwindigkeit trotz Verschlüsselung im Rahmen bleibt und nicht bei jedem Aufruf des Kalenders alle Termine entschlüsselt werden müssen, sondern nur die des aktuellen Zeitraums. Ausgenommen von der Verschlüsselung sind Ihre Termine, wenn Sie sich per E-Mail an einen Termin erinnern lassen möchten. Diese Termine müssen für die Erinnerung per E-Mail unverschlüsselt abgespeichert werden – nach der Erinnerung werden die Daten dazu automatisch gelöscht.

Das klingt mir nach sehr hohen Datenschutzstandards. Hierfür spricht auch, dass posteo als einer der wenigen E-Mail-Anbieter in Deutschland 2013 erstmals einen Transparenzbericht veröffentlicht hat. Dort kann man unter anderem Nachlesen, wie oft behördliche Anfragen auf Herausgabe von Nutzerdaten gestellt wurden und wie oft diese erfüllt wurden. Eine ausführliche Beschreibung der eingesetzten Verschlüsselungstechniken findet sich hier.

Noch ein paar technische Hinweise: Die Synchronisierung meiner Termine und Kontakte zwischen einem Android-Handy (KitKat) und einem MacBook Air (Mavericks) läuft bisher über den posteo-Server problemlos. Auch Termin-Erinnerungen, ein bekanntes Problem zwischen Android und OS X, werden in beide Richtungen zuverlässig synchronisiert. Ich benutze auf beiden Geräten jeweils die Standard-Kalender- bzw. -Kontakte-App. Unter Android benötigt man für die Unterstützung der Standards, mit denen posteo arbeitet (CardDAV bzw. CalDAV), zusätzlich die Apps CardDAV-Sync und CalDAV-sync, für die einmalig je knapp 2 € anfallen (es gibt auch jeweils kostenlose Versionen, die ich aber nicht getestet habe). Je nach Android-Version braucht man die kostenlosen Zusatz-Apps JB Workaround CardDAV-Sync bzw. JB Workaround CalDAV-Sync vom gleichen Hersteller. Diese werden jedoch ggf. nach der Installation der Haupt-Apps automatisch angeboten.

Übrigens lässt sich bei posteo auch bei eingeschalteter Verschlüsselung weiterhin über das Web-Interface sowohl auf den Kalender als auch auf das Adressbuch zugreifen. Das kann nützlich sein, wenn man Termine einmal von einem fremden Rechner aus über einen Browser einsehen möchte.

Für die Umstellung auf einen verschlüsselten Kalender und ein verschlüsseltes Adressbuch musste ich einmalig ca. eine Stunde Zeit investieren. Zudem fällt 1 € im Monat für den posteo-Account an. Aus meiner Sicht ist das ein sehr fairer Preis für ein wenig mehr Privatsphäre in der Datenwolke.

Wie wichtig ist es für Dich, Deine Kalender- und Adressdaten in der Cloud zu schützen? Hinterlass einen Kommentar!

Bildnachweis: cloud-servers-hybrid by CWCS Managed Hosting on flickr.com (creative commons-Lizenz, bestimmte Rechte vorbehalten: CC BY 2.0). Homepage: https://www.cwcs.co.uk/

 SmallLogo

Klicke auf „Blog über E-Mail folgen“ (siehe oben rechts auf der Startseite) und trage Deine Mailadresse ein, um wöchentlich einen Beitrag von wissensarbeiter bequem in Deinen Posteingang zu bekommen. (Ich garantiere, dass ich Deine Mailadresse unter keinen Umständen weitergebe und sie ausschließlich für diesen Zweck verwende. Meine Datenschutzerklärung findest Du über die Navigation dieser Seite.)

Du kannst den Beitrag mit den buttons unten auch über verschiedene soziale Medien weiterempfehlen.

0 Gedanken zu “Adressen und Termine sicher in der Cloud speichern

  1. Pingback: Adventskalender |
  2. Pingback: Don’t be evil |

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert