Wie man ein Android-Gerät mit einem Laptop synchronisiert (2)

In diesem Beitrag wird erklärt, wie man ein Android-Gerät mit einem Laptop synchronisiert – ohne dabei alle Daten an Google zu übertragen.

Geschätzte Lesezeit für diesen Artikel: 7 Minuten

Im ersten Beitrag dieser zweiteiligen Serie ging es um die grundlegende Frage, warum man möglichst wenige Daten an Firmen wie Google, Facebook & Co übertragen sollte (erfahre mehr). Dieser zweite Beitrag handelt nun davon, wie man das umsetzt, konkret, wie man ein Android-Gerät mit einem Laptop synchronisiert, ohne den vorinstallierten Dienst Google Drive zu verwenden. Wir wollen uns also ein klein wenig “de-Google-ifizieren”.

Die hier vorgestellte Lösung kann aber nicht nur das. Sie ist auch besser als alles, was man aktuell mit Android-Bordmitteln bewerkstelligen kann. Zu ihren Vorteilen zählt, dass sie die vollständige zwei-Wege-Synchronisation zwischen Smartphone und Laptop ermöglich. Das heißt unter anderem, dass synchronisierte Daten auch auf dem Android-Gerät in vollem Umfang offline verfügbar sein werden. Dies wünschen sich zahlreiche Nutzer seit langem, es wird jedoch weiterhin von keiner einzigen Cloud-App geboten.

Vorbereitung

Um die geplante Synchronisierung ohne Google Drive hinzubekommen, braucht man genau zwei Dinge, und zwar:

  1. einen alternativen Cloud-Dienst
  2. die Synchronisations-App FolderSync

An Cloud-Diensten gibt es inzwischen ein reichhaltiges Angebot. Einige gängige Dienste kommen aber aus meiner Sicht als Alternativen zu Google Drive nicht in Frage – sie zu nutzen würde bedeuten, dass man den Teufel mit Beelzebub austreibt. Wir wollen uns also auf Dienste konzentrieren, die hohe Datenschutz-Standards einhalten und die ihr Geld nicht dem Verkauf von Nutzerdaten verdienen.

Wer einer Universität angehört, hat vielleicht schon Zugang zu einem solchen Dienst, denn inzwischen bieten zahlreiche deutsche Universitäten ihren Studierenden und Mitarbeitern über den regulären Uni-Account Zugang zu einem Cloud-Speicher. Beispiele hierfür sind die TU Dresden und die HU Berlin. Wer keiner Universität angehört, kann leicht über einen kommerziellen Anbieter an Cloud-Speicherplatz kommen. Hier ist allerdings Vorsicht vor gratis-Angeboten angebracht,  vor allem, wenn es sich um Firmen aus den USA handelt (erfahre mehr). Allgemein gilt, dass man bei solchen Angeboten in aller Regel mit seinen Daten bezahlt – genau das wollen wir ja vermeiden. Schließlich hat man die Möglichkeit, selbst einen Server zu betreiben. Der Aufwand für dessen Konfiguration und Pflege ist jedoch nicht unerheblich. Dieser Ansatz wird daher hier nicht weiter diskutiert.

Von einem tendenziell hohen Datenschutzniveau kann man bei den meisten in der EU ansässigen Anbietern ausgehen. In letzter Zeit hat in diesem Bereich die deutsche Firma Nextcloud von sich reden gemacht. Sie hat den Zuschlag für einen Auftrag bekommen, der für einen Cloud-Dienst auf bis zu 300.000 Einzelplatz-Rechnern der Bundesverwaltung sorgen wird (“Bundescloud”, erfahre mehr).

Wichtig ist an dieser Stelle noch die Unterscheidung zwischen der Cloud-Software und dem so genannten Hosting – das ist der eigentliche Cloud-Server. Bei Google Drive, Dropbox & Co. muss alles über die Server der jeweiligen Firmen laufen. Cloud-Software und Hosting stammen also aus einer Hand. Bei quelloffener Cloud-Software wie Nextcloud und Seafile ist das nicht der Fall – man kann sich einen Anbieter aussuchen, der den Cloud-Speicherplatz zu Verfügung stellt, oder man kann, wie oben erwähnt, sogar einen eigenen Server verwenden.

Für Nextcloud spricht unter anderem der oben genannte Zuschlag für die “Bundescloud”. Man kann aus diesem Grund davon ausgehen, dass die Software in den nächsten Jahren regelmäßig aktualisiert wird. Zudem wird Nextcloud in Kürze die Möglichkeit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einführen, eine Funktion, die höchsten Datenschutz ermöglicht und daher bei Cloud-Software grundsätzlich beachtet werden sollte (erfahre mehr). Außerdem ist für die hier beschriebenen Ansatz entscheidend, dass der Anbieter das WebDAV-Protokoll unterstützt – das ist bei Anbietern für Nextcloud-Speicherplatz in der Regel der Fall.

Ich selbst nutze zur Zeit das Angebot des deutschen Anbieters oCloud.de. 10 GB Speicherplatz kosten dort aktuell (Stand: September 2018) je nach Vertragslaufzeit zwischen 1,50 € und 2,90 € pro Monat. oCloud.de bietet Einsteigern zudem 1 GB Speicherplatz kostenlos an. Das dürfte auf Dauer zu knapp bemessen sein, kann aber gut zu Testzwecken genutzt werden. Bei der Registrierung ist zu beachten, dass oCloud.de nicht nur für Nextcloud Speicherplatz vermietet, sondern auch für Owncloud und für Seafile. Ich habe mich jedoch für Nextcloud entschieden, weil bei dieser Software in nächster Zeit mit der zügigsten Weiterentwicklung zu rechnen ist.

Ebenso ist auch der Anbieter OwnCube zu empfehlen.

Einen aktuellen Nextcloud-Desktop-Client für Windows, Mac oder Linux bekommt man hier. Die Android-App braucht man für den hier beschriebenen Zweck nicht.

Zunächst sollte man also einen Account bei oCloud.de (oder einem anderen Anbieter) eröffnen, falls man noch keinen Zugang zu einem alternativen Cloud-Speicher hat. Zudem sollte man den Nextcloud Desktop-Client installieren und diesen anschließend mit dem Cloud-Speicher verknüpfen. Eine entsprechende Anleitung erhält man im Falle von oCloud.de vom Anbieter. Für die Verknüpfung des oCloud-Speichers mit dem Desktop-Client braucht man aber eigentlich nichts weiter als folgende Angaben:

  • Serveradresse: https://benutzername.ocloud.de
  • (selbst gewählter) Benutzername bei ocloud.de
  • (selbst gewähltes) Passwort bei ocloud.de

Anschließend installiert man auf dem Android-Gerät die App, welche es mit dem Cloud-Speicher synchronisieren wird: FolderSync. Nach der Installation muss auch sie mit dem Cloud-Konto verknüpft werden. Wir nutzen hier das WebDAV-Protokoll. Der Zugang kann unter Konten – +-Zeichen – WebDAV konfiguriert werden:

  • Eindeutiger Name: Frei wählbar, z. B. oCloud_Speicher
  • Serveradresse: https://benutzername.ocloud.de/remote.php/webdav/
  • (selbst gewählter) Benutzername bei oCloud.de
  • (selbst gewähltes) Passwort bei oCloud.de
  • Erweitert: Standardeinstellungen übernehmen

Jetzt lassen sich mit FolderSync beliebige Ordner auf dem Android-Gerät über den oCloud-Server mit dem eigenen Laptop synchronisieren. Hierfür legt man so genannte Ordner-Paare an. Ein Ordner befindet sich auf dem Android-Gerät, der andere auf dem Cloud-Server sowie (sofern dieser Ordner in der Desktop-App für die Synchronisation ausgewählt ist) exakt gespiegelt auf dem Laptop.

Sehen wir uns jetzt die notwendigen Einstellungen für die beiden in Teil 1 genannten Beispiele an: WhatsApp-Backups und Fotos.

Die Sicherung von WhatsApp-Backups

Zunächst legt man auf dem Laptop im Cloud-Ordner (bzw. über das Web-Interface direkt auf dem Server) einen neuen Ordner an, z. B. Smartphone/WhatsAppBackup. In FolderSync legt man jetzt mit Ordnerpaare – +-Zeichen ein neues Ordnerpaar an. Als “Ordner auf dem Server” wählt man den neuen Ordner /Smartphone/WhatsAppBackup/ aus, als “Lokaler Ordner” den Ordner auf dem Smartphone, in dem die WhatsApp-Backups gespeichert sind. Das ist in der Regel der Ordner /storage/emulated/0/WhatsApp/databases. Als Richtung empfiehlt sich “Zu Remote-Ordner”, denn die täglichen WhatsApp-Backups sollen ja vom Smartphone zum (Cloud-)Server kopiert werden. Außerdem sollte man “Synchronisiere gelöschte Daten” aktivieren, damit ältere Backups nicht nur auf dem Smartphone, sondern auch auf dem Server und dem Laptop automatisch gelöscht werden.

Die weiteren Einstellungen kann man wählen, wie man es für sinnvoll hält. Ich selbst habe bei der Terminplanung “Erweitert” und alle Wochentage sowie 4.00 Uhr ausgewählt. So wird die Synchronisation jede Nacht um 4.00 Uhr angestoßen. Zudem habe ich “Verwende WLAN” und “Schalte WLAN ein” aktiviert. Unter “Erweitert” habe ich “Synchronisation nur während des Ladens durchführen” nicht aktiviert. (Obwohl mein Smartphone um 4.00 Uhr praktisch immer am Ladegerät hängt, hat die automatische Synchronisation nicht funktioniert, solange diese Option aktiviert war.) Bei allen anderen Einstellungen habe ich die Standardeinstellungen übernommen.

Update: Falls die automatische Synchronisation zu einer geplanten Zeit nicht oder nicht zuverlässig funktioniert, kann es nötig sein, in den Einstellungen der App bei “Wake-Lock verwenden” ein Häkchen zu setzen.

Eine erste Synchronisation des Ordnerpaares kann jetzt über den Button “Sync” manuell angestoßen werden. Die WhatsApp-Backup-Dateien müssten anschließend im entsprechenden Ordner auf dem Laptop erscheinen.

Die Synchronisation von Handy-Fotos

Für die Synchronisation von Fotos legen wir auf dem Laptop und auf dem Server erneut einen neuen Ordner an, z. B. Smartphone/DCIM. Nun konfigurieren wir in FolderSync wiederum ein neues Ordnerpaar. Der Ordner auf dem Server heißt /Smartphone/DCIM/, der lokale Ordner (in der Regel) /storage/emulated/0/DCIM/. Als Richtung habe ich für meine Zwecke die “Zwei-Wege-Synchronisation” ausgewählt, wiederum mit der Option “Synchronisiere gelöschte Dateien”. Alles Weitere bleibt gleich wie oben.

Nach der Synchronisation der beiden Ordner lassen sich jetzt alle Fotos bequem auf dem Laptop ansehen, bearbeiten und verschieben bzw. löschen. Fotos, die auf dem Laptop im Ordner Smartphone/DCIM gelöscht werden, werden nun auch im gepaarten Smartphone-Ordner gelöscht.

Weitere Ordnerpaare können nun leicht nach den individuellen Bedürfnissen angelegt werden. Wer beispielsweise die Messaging-App Signal nutzt, sollte auch die Signal-Backup-Funktion aktivieren und diese Dateien ebenfalls sichern (Ordner auf dem Smartphone: /storage/emulated/0/Signal/Backups/). Für mehr als zwei Ordnerpaare braucht man die Kaufversion von FolderSync, die aktuell einmalig 3,19 € kostet.

Zum Schluss eine Warnung: Wie bei Synchronisationssoftware allgemein besteht auch bei FolderSync bei falscher Konfiguration die Gefahr, dass Daten versehentlich gelöscht werden. Bitte nutze diese Anleitung daher mit großer Vorsicht und natürlich vollständig auf eigene Gefahr. Ich empfehle, nicht gleich den Foto-Ordner zu synchronisieren, sondern die Funktionsweise der App zunächst mit unwichtigen Daten oder einem Test-Ordner zu erproben.

Dennoch kann ich die hier beschriebene Synchronisation eines Android-Geräts mit einem Laptop ohne Einschränkungen empfehlen. Man “de-google-ifiziert” sich auf diese Weise nicht nur, sondern man erreicht auch eine automatische und vollständige zwei-Wege-Synchronisation zwischen Ordnern auf einem Android-Gerät und auf einem herkömmlichen Laptop. Und schließlich kann man den neuen Cloud-Speicher auch für andere Zwecke nutzen, z. B. für ein automatisches Cloud-Backup wichtiger Dateien, die auf dem Laptop gespeichert sind.

Wie sind Deine Erfahrungen mit FolderSync? Hinterlass einen Kommentar!

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Wie man ein Android-Gerät mit einem Laptop synchronisiert (2) by Jochen Plikat is licensed under a CC BY-NC-ND 4.0 license
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0 Gedanken zu “Wie man ein Android-Gerät mit einem Laptop synchronisiert (2)

  1. Der Artikel ist 2 Jahre jung – interessiere mich jedoch weiterhin 😉 für die Kombination von nextcloud und FolderSync Pro.
    Frage: gibt es Updates dazu? Benutzt Du dies weiterhin? Und weiterhin ohne Probleme, zB mit der jetzigen Versionen von Nextcloud?

    1. Danke für Deinen Kommentar! Ja, ich nutze das noch genau so wie beschrieben. Einziger Unterschied: Den Nextcloud-Speicherplatz habe ich inzwischen bei owncube gemietet (Link im Text, inzwischen Version 19.04, keine Probleme). Aber die Grundidee lässt sich ja sowieso mit jedem Webdav-fähigen Cloud-Speicher umsetzen. Viel Spaß und Erfolg damit!

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