Zur Zukunft von SMS, WhatsApp & Co (1)

Zu den beliebtesten Funktionen von Mobiltelefonen gehören das Senden und Empfangen von Kurznachrichten. Wie sieht ihre Zukunft aus?

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Die Technikgeschichte schlägt manchmal wunderliche Wege ein. Wer hätte gedacht, dass es im Jahr 2019 noch einen sehr lebendigen Markt für Vinyl-Schallplatten geben würde? Wie so manche Technologie will anscheinend auch die Schallplatte einfach nicht abtreten, obwohl längst deutlich bessere digitale Nachfolger verfügbar sind.

Die Gründe, aus denen eine alte Technologie weiter benutzt wird, haben manchmal wenig mit ihrer Funktionalität, aber viel mit Liebhaberei zu tun. Das gilt auch für die Schallplatte. Solide Plattenteller, massive, exakt ausbalancierte Tonabnehmer-Arme und großformatige Plattencover – wie wenig sinnlich ist dagegen eine MP3! Für diese Liebhaberei verzichten manche gerne auf die zahlreichen Vorteile digitaler Speicherung – z. B. darauf, dass eine MP3 keine Kratzer bekommen kann. Erst recht nicht, wenn man gar keine MP3 mehr aufbewahren muss, weil man einen Streamingdienst nutzt.

Mit Liebhaberei dürfte es dagegen wenig zu tun haben, dass eine ziemlich veraltete Technologie sich weiterhin großer Beliebtheit erfreut: die SMS. Dabei hat die SMS massive Defizite: sie ist künstlich auf 160 Zeichen beschränkt; sie ist (je nach gebuchtem Tarif) vergleichsweise teuer; mit ihr lassen sich keine Dokumente, Bilder oder Videos verschicken; und sie ist unverschlüsselt und daher unsicher.

Die SMS hat aber einen entscheidenden Vorteil – und der dürfte der Hauptgrund sein, warum sie noch nicht endgültig im Technikmuseum verschwunden ist: ihre universelle Kompatibilität. SMS-Nachrichten können ohne Einschränkung zwischen zwei beliebigen Mobiltelefonen dieser Welt verschickt werden. Alles, was man braucht, ist die Telefonnummer des Empfängers. Man muss ihn vor allem nicht zuerst überzeugen, diese oder jene App zu installieren.

Angesichts der offensichtlichen Beschränkungen der SMS wurde allerdings schon früh versucht, sie aufzubohren und so vor allem für den Versand von Bild-, Audio- und Videodateien fit zu machen. Das Ergebnis, das in Deutschland seit 2002 angeboten wird, heißt MMS. Anscheinend war die Zeit der MMS aber noch nicht gekommen, vielleicht weil man damals mit Handys noch keine brauchbaren Fotos machen konnte und daher auch keine mit ihnen verschicken wollte.

So kam es, dass die MMS zumindest für den deutschen Markt ohne Übertreibung als einer der großen Rohrkrepierer der Technikgeschichte zu den Akten gelegt werden kann. Zwar erfreuten sich MMS-Nachrichten in anderen Ländern zeitweise einer ziemlichen Beliebtheit, z. B. in Norwegen und den USA . Eine weltweite lawinenartige Verbreitung wie bei WhatsApp, Facebook Messenger & Co. blieb jedoch aus.

Der geringe Erfolg der MMS in Deutschland dürfte in erster Linie an ihrem Preis gelegen haben: So kostete eine MMS 2004 in Deutschland im Schnitt ca. 80 Cent. Ich selbst habe kürzlich versehentlich eine MMS verschickt. Sie wurde mir gerade mit 32 Cent in Rechnung gestellt. Daraus können sich bei regelmäßiger Nutzung schnell hohe Eurobeträge pro Monat läppern.

Während die MMS somit auf dem deutschen Markt nie relevant war, war die SMS von Anfang an extrem beliebt. Auch wenn sie inzwischen stark zurückgedrängt wurde, bleibt sie uns wohl noch lange erhalten.

Das dürfte gerade nicht an ihrer Vielseitigkeit, sondern eher an ihrer Einfachheit liegen. Eng damit verknüpft ist ihre universelle Kompatibilität – ein Kriterium, das wir anscheinend auch für die Zukunft im Auge behalten sollten.

Die Kurznachrichtendienste, die wir heute vorwiegend nutzen, sind zwar äußerst vielseitig, aber eines sind sie nicht: universell kompatibel. Dazu im nächsten Beitrag mehr.

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Zur Zukunft von SMS, WhatsApp & Co (1) by Jochen Plikat is licensed under a CC BY-NC-ND 4.0 license
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