Wir wollen nur Dein Bestes

Bewegung verbessert die Studienleistungen. Eine amerikanische Privatuniversität sorgt jetzt mit einem Fitness-Armband dafür, dass wirklich alle Studierenden diesen Zusammenhang ernst nehmen.

Für uns Wissensarbeiter besteht die Gefahr, dass wir zu viel in unseren
Bürostühlen sitzen. Das hat negative Auswirkungen auf unsere allgemeine Gesundheit, aber auch auf unsere geistige Leistungsfähigkeit. Es gilt
mittlerweile als belegt, dass Bewegung Kognition fördert – ein Zusammenhang, der vielen schon bekannt sein dürfte (erfahre
mehr in dem sehr lesenswerten Buch von John Medina).

Bekannt ist allerdings auch das furchteinflößende Tier, das uns daran hindert, diese einfachen Erkenntnisse im Alltag umzusetzen: der
innere Schweinehund. Was also liegt näher, als jenen Menschen, über die wir
Macht haben, dabei zu helfen ihn zu besiegen? Umso mehr, wenn wir ihnen damit zu besserer Fitness und gleichzeitig zu mehr Grips verhelfen? Haben
wir nicht geradezu die Pflicht, ihnen immer wieder einen wohlwollenden Schubs in die richtige Richtung zu geben, ja ihnen notfalls selbst die Laufschuhe umzuschnüren und sie über die Tartanbahn zu scheuchen?

Solche und ähnliche Gedanken müssen sich die Verantwortlichen der christlichen Oral Roberts University in Oklahoma gemacht haben, als sie entschieden, dass ihre Studierenden in Zukunft ein Fitness-Armband tragen müssen. Es zeichnet auf, ob und in welchem Maße sie ihren Bewegungspflichten nachgehen. Die Daten werden auf einem Server gespeichert und ausgewertet. Und wenn das jemandem nicht gefällt? Nun, darauf hat Kathleen Reid-Martinez, die Leiterin der Hochschule („Chief Academic Officer“) im Spiegel-Interview eine einfache Antwort: „Wer
den Fitness-Tracker nicht tragen will, muss ja nicht bei uns studieren.“

Das Beispiel zeigt, dass die zunehmende Durchdringung unserer Umgebung
mit Sensoren immer neue Formen der subtilen oder, wie an der genannten Universität, weniger subtilen Überwachung hervorbringt. Man möchte uns zu unserem Besten zwingen.

Persönlich würde ich ein solches Armband als haarsträubenden Übergriff in meine Lebensgestaltung empfinden. Mit anderen Worten: Die Frage, ob und wie lange ich laufen gehe, entscheide ich lieber selbst.

Was denkst Du über eine Sportarmband-Pflicht? Hinterlass einen Kommentar!

Findest Du diesen Beitrag interessant?

Unterstütze diese Seite mit einer Spende (klicke oben rechts auf „Donate“)

→ Folge mir auf Twitter (@JochenPlikat) oder abonniere neue Beiträge als E-Mail (klicke oben rechts auf „Folgen“)

→ Teile den Beitrag mit Deinen Freunden (klicke unten auf einen der Buttons)

„Wir wollen nur Dein Bestes“ by Jochen Plikat is licensed under CC BY-NC-ND 4.0.

Bildnachweis: El porque de esa fotografía by Sergio Patric is licensed under CC BY-ND 2.0.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert