Von Fettbränden und Soda-Brücken

Soda_Bruecke_bei_Euskirchen

Als Wissensarbeiter treibt uns oft die Frage um, wie wir unsere Effizienz steigern können. Dabei vergessen wir oft einen anderen, im Grunde viel wichtigeren Aspekt guter Arbeit: die Effektivität. Im Beitrag geht es um den fundamentalen Unterschied zwischen den beiden Begriffen.

In der Alltagssprache verwechseln wir oft Effektivität und Effizienz. Wenn wir sagen: „Ich war in letzter Zeit einfach nicht besonders effektiv!“, meinen wir meist, dass wir nicht besonders effizient gearbeitet haben. In der Management-Literatur wird hingegen zwischen Effizienz und Effektivität klar unterschieden:

  • Effizienz bedeutet, Aufgaben mit möglichst geringem Zeit- und Kostenaufwand zu erledigen. Ob wir uns dabei mit den richtigen Aufgaben beschäftigen, spielt erst einmal keine Rolle.
  • Effektivität bedeutet dagegen, die richtigen Aufgaben zu erledigen. Der hierfür eingesetzte Zeit- und Kostenaufwand ist zunächst einmal unwichtig.

Der amerikanische Management-Experte Peter F. Drucker hat diesen Unterschied auf eine einfache Formel gebracht:

Efficiency is doing things right; effectiveness is doing the right things.

Wenn also beispielsweise beim Kochen eine Pfanne voller Fritierfett Feuer fängt, ist es in jedem Fall „das Richtige“ und damit effektiv, wenn Du dieses Feuer zu löschen versuchst, bevor Deine ganze Wohnung in Flammen steht. Du weißt allerdings zunächst nicht, ob Du Erfolg haben wirst. Außerdem kannst Du auf effiziente oder weniger effiziente Weise vorgehen. Daraus ergeben sich vier Kombinationsmöglichkeiten:

  1. Du kannst das Feuer mit einer alten Decke oder einem alten Kleidungsstück ersticken. Du arbeitest in diesem Fall sowohl effektiv (das Feuer wird gelöscht) als auch effizient (Zeit- und Kostenaufwand sind gering).
  2. Du kannst das Feuer löschen, indem Du es mit Deiner teuren Lederjacke erstickst — auch wenn sie dadurch unbrauchbar wird und somit hohe Kosten entstehen. In diesem Fall arbeitest Du zwar ineffizient, aber immer noch effektiv.
  3. Du kannst Wasser ins Öl gießen. Diese Methode wäre schnell und billig und somit effizient im Sinne der Definition. Allerdings wäre sie bekanntlich ineffektiv, da Du auf diese Weise das Feuer nicht löschen, sondern eine Stichflamme verursachen würdest.
  4. Falls im Haus gerade das Wasser abgestellt ist, könntest Du in Deiner Not auch zu dem bereits für das Abendessen geöffneten Fläschchen Château Lafite Rothschild greifen und den Wein ins Feuer gießen. Diese Methode wäre sowohl ineffizient (der teure Wein wäre dahin) als auch ineffektiv (das Feuer würde weiter lodern).

Aus dem Begriffspaar effizient vs. effektiv ergeben sich somit vier Kombinationsmöglichkeiten:

  1. + effizient, + effektiv (alte Decke beschädigt, Feuer gelöscht)
  2. – effizient, + effektiv (teure Lederjacke beschädigt, Feuer gelöscht)
  3. + effizient, – effektiv (ein wenig Wasser verbraucht, Feuer nicht gelöscht)
  4. – effizient, – effektiv (teuren Wein vergeudet, Feuer nicht gelöscht)

In Firmen oder Institutionen fallen Effektivität und Effizienz in unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche:

  • Effektivität fällt in den Zuständigkeitsbereich der Führung. Die Frage lautet auf dieser Ebene: Was ist zu tun? Es geht also darum, welche (Makro-)Ziele verfolgt werden — und welche nicht oder nicht mehr.
  • Effizienz fällt in den Bereich des Management. Die Frage lautet auf dieser Ebene: Wie gehen wir vor, um ein vorgegebenes Ziel zu erreichen? Hier muss entschieden werden, wie man Arbeitsabläufe so organisiert, dass sie mit möglichst geringem Zeit- und Kostenaufwand zum gewünschten Ziel führen.

Ideal ist die 1. Kombination: man formuliert zunächst ein sinnvolles Ziel, um anschließend effizient an seiner Erreichung zu arbeiten. Kombination 2 führt zwar zum gewünschten Ergebnis, aber unter (möglicherweise unnötig) hohem Zeit- oder Kostenaufwand. Die Kombinationen 3 und 4 sind offensichtlich besonders ungünstig. Wenn man auf das falsche Ziel hin arbeitet, verschwendet man in jedem Fall Zeit und Energie, ganz egal, ob man dabei effizient vorgeht oder nicht. Noch einmal in den Worten des bereits zitierten Peter F. Drucker:

There is nothing so useless as doing efficiently that which should not be done at all.

Ineffektive Methoden zum Löschen brennenden Öls habe ich bereits genannt. Schöne Beispiele für diese Art des Arbeitens kann man manchmal auch in der freien Landschaft beobachten: Brücken, die aus dem Nirgendwo kommen und ins Nirgendwo führen.

Im Volksmund werden sie Soda-Brücken genannt — weil sie einfach „so da“ stehen.

Welche Beispiele für ineffektives Arbeiten kennst Du? Hinterlass einen Kommentar!

Bildnachweis: „Soda Bruecke bei Euskirchen“ von Ketti2606 – Eigenes Werk. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.

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3 Gedanken zu “Von Fettbränden und Soda-Brücken

  1. Ja, kann ich mir vorstellen! Spannend finde ich auch die Überlegung, wie Effizienz und Effektivität in mancherlei Hinsicht voneinander abhängen. Was ist z.B., wenn die Bemühung um Effizienz die Qualität eines Produktes oder einer Dienstleistung negativ beeinflusst?

  2. Ich kenne beide Fälle, also dass der Zeit- und Kostendruck das Produkt erfolgreicher gemacht wie auch umgekehrt. Oder auf die Persönlichkeit gemünzt: Wenn ich keine Zeitdruck habe, arbeite ich deswegen noch lange nicht effektektiver!

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