Die feinen Unterschiede

2139602049_8acb9cc647_o Wer regelmäßig Texte schreibt, aber noch nie etwas von Divis, Bis-Strich oder Halbgeviertstrich gehört hat, sollte diesen Beitrag lesen.

Würden wir bei einem Menschen eine Versicherung abschließen, der mit Bierfahne, einem schief zugeknöpften Hemd, Rühreiflecken auf der Hose und verschiedenfarbigen Socken vor uns steht? Vermutlich nicht, oder zumindest hätte er es deutlich schwerer als andere, uns von seiner Seriosität zu überzeugen.

Ähnlich wie Menschen können auch Texte einen eher gepflegten oder einen eher verwahrlosten Eindruck erwecken. Dieser Eindruck überträgt sich unvermeidlicherweise auf die Sache, um die es geht, ganz unabhängig von deren Qualität. Viele Wissensarbeiter leben davon, dass andere ihre Texte lesen – und glauben, was in ihnen steht. Sie können daher sehr davon profitieren, sich mit einigen Regeln vertraut zu machen, die bei Texten für ein gepflegtes Erscheinungsbild sorgen.

Mir war bereits bekannt, dass man auf einen ansprechenden Seitenspiegel, eine leserfreundliche Schrifttype mit Serifen, auf eine ausreichende Schriftgröße und auf einen passenden Zeilenabstand achten sollte. Zwei Fragen der (Mikro-)Typographie waren bis vor kurzem jedoch vollständig unter meinem Radar geblieben:

  • Welchen Strich sollte man verwenden, um in Literaturangaben Seitenzahlen zu verbinden?
  • Welchen Strich sollte man als Gedankenstrich verwenden?

Bisher habe ich bei Seitenzahlen das gewöhnliche „-“-Zeichen (auf der QWERTZ-Tastatur ist das die Taste rechts neben der Punkt-Taste) verwendet, als Gedankenstrich dagegen den deutlich längeren „—“.

Leider beides falsch, wie ich inzwischen in mehreren Quellen nachlesen konnte (vgl. besonders hier, aber auch hier und hier).

Der kurze Strich, der so genannte Divis, wird tatsächlich sehr häufig verwendet, z. B. als Trennstrich bei der Silbentrennung (daher sein Name), bei Wortzusammensetzungen und auch in URLs und E-Mail-Adressen. Der lange Geviertstrich „—“ wird dagegen nur in wenigen Fällen empfohlen, z. B. wenn man in Geldbeträgen wie 100,— € zwei Nullen ersetzen möchte. Für die beiden Fälle, die mich besonders interessieren, wird dagegen der so genannte Halbgeviertstrich „–“empfohlen:

  • Bei Seitenzahlen wird der Halbgeviertstrich auch Bis-Strich genannt und ohne Leerzeichen verwendet: „S. 46–59.“
  • Als Gedankenstrich steht der Halbgeviertstrich mit Leerzeichen: „Die Feinheiten der Typographie werden oft vernachlässigt – obwohl sie viel zum Gesamteindruck eines Textes beitragen.“

Auf dem Mac lässt sich der Halbgeviertstrich ganz einfach mit der Tastenkombination „Alt -“ einfügen, unter Windows mit der Tastenkombination „Alt 0150“ (Eingabe der Ziffern über den Ziffernblock, Alt-Taste die ganze Zeit gedrückt halten).

In manchen Textverarbeitungsprogrammen (z. B. Word) wird der Divis automatisch durch den Halbgeviertstrich ersetzt, wenn er zwischen zwei Leerzeichen steht. Steht er dagegen ohne Leerzeichen direkt zwischen Buchstaben oder Zahlen, also z. B. bei Angaben von Seitenzahlen, dann wird er nicht automatisch ersetzt und man muss zu den oben genannten Tastenkombinationen greifen.

Der Zitationsmanager Zotero, den ich in diesem Blog (z. B. hier und hier) schon mehrfach empfohlen habe, ersetzt in manchen Zitationsstilen bei Seitenangaben den Divis durch den Bis-Strich, sobald man die Daten in ein Textverarbeitungsprogramm exportiert. Grundsätzlich ist aber zu empfehlen, an den passenden Stellen gleich den Bis-Strich zu verwenden und nicht auf die automatische Umwandlung durch eine Software zu vertrauen.

Bildnachweis: Helvetica by Marcin Wichary on flickr.com (creative commons-Lizenz, bestimmte Rechte vorbehalten: CC BY 2.0)

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