WhatsApp jetzt sicherer als E-Mail

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Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gilt als Goldstandard für sichere Kommunikation. Seit April 2016 erfüllt WhatsApp diesen hohen Anspruch.

Wer eine Nachricht verschickt, möchte in der Regel, dass nur der Empfänger sie lesen kann. Spätestens seit den Enthüllungen Edward Snowdens wissen wir aber, dass davon im digitalen Bereich keine Rede sein kann. Ganz im Gegenteil: Wenn wir SMS-, E-Mail- und Instant-Messaging-Dienste verwenden (z. B. Facebook-Messenger oder Skype), müssen wir davon ausgehen, dass alle unsere Nachrichten vollständig nach bestimmten Suchbegriffen durchsucht und langfristig gespeichert werden. Dies bedeutet zwar noch kein „Mitlesen“ in dem Sinne, dass sich ein Mensch dafür die Zeit
nehmen würde. Ermittler könnten sich aber zu einem späteren Zeitpunkt – vielleicht erst in Jahren oder Jahrzehnten – aus Gründen, die wir jetzt noch nicht einmal ahnen können, plötzlich für uns interessieren. Es wird ihnen bestimmt Freudentränen in die Augen treiben, wenn sie dann mühelos auf große Teile unserer vergangenen Kommunikation zugreifen können.

Vorsicht ist aber nicht nur zum Schutz vor behördlichen Blicken angebracht. Bekanntlich basiert das Geschäftsmodell mancher Firmen darauf, unsere Kommunikationsdaten auswerten zu können – auch das ist eine Art des „Mitlesens“. Durchaus realistisch ist auch, dass wir von einem Tag auf den anderen gegen unseren Willen ganz private Mitleser bekommen könnten – zum Beispiel dann, wenn riesige Datensammlungen gehackt und zur freien Verfügung ins Internet gestellt werden (organizational doxing, erfahre mehr).

Allgemein gilt, dass wir im Umgang mit digitalen Medien viel zu oft einen
Umstand außer Acht lassen: Im Gegensatz zu uns selbst vergisst das Internet nichts.

Die so genannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung kann unsere Daten gut vor fremden Blicken schützen. Die Grundidee ist einfach: Sobald eine Nachricht das Gerät, auf dem sie geschrieben wurde, verlässt, wird sie verschlüsselt, und
sie bleibt es, bis sie auf dem Endgerät des Empfängers wieder entschlüsselt wird. Sie kann zwar auf dem Transportweg weiterhin abgefangen und gespeichert werden, aber ein eventueller Mitleser – egal ob Mensch oder Maschine – sieht nur Zeichensalat.

Die technische Umsetzung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist allerdings
knifflig. Bevor ein Nachrichtenaustausch verschlüsselt ablaufen kann, müssen sich Sender und Empfänger zuerst darüber verständigen, welche Schlüssel hierbei verwendet werden. Hierzu brauchen sie einen abgesicherten (verschlüsselten) Kommunikationsweg, da sonst die ausgetauschten Schlüssel abgefangen werden könnten. Mit anderen Worten: Verschlüsselte Kommunikation setzt verschlüsselte Kommunikation bereits voraus. Das Problem ist jedoch inzwischen auf verschiedene Arten gelöst
worden.

Im Bereich der Instant-Messenger hat nun Anfang April 2016 der Platzhirsch WhatsApp auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung umgestellt. Ab sofort kann man mit der aktuellen Version der Anwendung nicht nur Text-, Bild und Audionachrichten sicher verschicken und empfangen, sondern man kann auch verschlüsselt telefonieren.

Ein paar Abstriche muss man zwar weiterhin in Kauf nehmen (erfahre
mehr
). Trotzdem: Die Einführung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung durch
WhatsApp ist in puncto Datenschutz ein riesiger Schritt nach vorne, denn
von ihr profitieren auf einen Schlag weltweit ca. 1 Milliarde Nutzer. (Wer
sich für die technischen Details interessiert, findet hier eine gut verständliche Beschreibung.)

Wie schön wäre es, wenn wir demnächst folgende Schlagzeile lesen könnten:

Geheimdienste beunruhigt: E-Mail-Anbieter führen weltweit per Update automatische Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für alle ein

Da E-Mails im Gegensatz zu WhatsApp-Nachrichten über eine offene Infrastruktur transportiert werden, ist dies aber aus technischen Gründen leider ausgeschlossen.

Auch per E-Mail können wir aber schon heute Ende-zu-Ende-verschlüsselt
kommunizieren. Hierfür müssen wir nur unsere E-Mail-Programme
(Thunderbird, Outlook, Apple Mail etc.) entsprechend konfigurieren. Man braucht kaum länger als eine Stunde, um sich das notwendige Wissen anzueignen. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, kannst Du hier weiterlesen.

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WhatsApp jetzt sicherer als E-Mail by Jochen Plikat is licensed under CC
BY-NC-ND 4.0
.

Bildnachweis: spy-whatsapp-messages by Sam Azgor is licensed under CC BY 2.0.

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