Warum ich WhatsApp deinstalliert habe

Schon seit einiger Zeit entwickelt sich der Datenschutz bei WhatsApp in eine ungute Richtung. Facebooks neueste Pläne für die App würden dem Konzern aber vollständigen Einblick in die Inhalte von Chats verschaffen.

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Vor einigen Wochen habe ich es getan: Ich habe WhatsApp deinstalliert. Das fiel mir nicht leicht. Freunde und Familienmitglieder, die ausschließlich WhatsApp nutzen, können mich jetzt nicht mehr so bequem erreichen wie vorher – und umgekehrt. Die Entscheidung war dennoch schnell getroffen, als ich von Facebooks neuesten Plänen für WhatsApp erfuhr.

Die meisten Nutzer wissen, dass WhatsApp alle Nachrichten „Ende-zu-Ende-verschlüsselt“. Das heißt, dass diese nur vom Absender selbst und vom Empfänger bzw. bei Gruppenchats den Empfängern gelesen werden können. Es wird also genau das erfüllt, was der gesunde Menschenverstand erwartet und das Grundgesetz in Artikel 10 (Fernmeldegeheimnis) garantiert. Nachrichten können zwar weiterhin abgefangen werden. Das nützt potentiellen Angreifern aber nichts, weil sie keinen Klartext, sondern Datensalat zu sehen bekommen. Nur auf den Endgeräten der Chat-Teilnehmer sind die Schlüssel gespeichert, die man für die Entschlüsselung braucht.

Man muss Facebook zugute halten, dass die Einführung der Verschlüsselung von WhatsApp-Chats (2016) mit einem Schlag für ca. eine Milliarde Nutzer ein sehr gutes Datenschutzniveau brachte – zumindest, was die Inhalte der Nachrichten anging (erfahre mehr).

Die Verschlüsselung aller Inhalte passt auf Dauer aber überhaupt nicht zu einem Konzern, der seine Produkte mit Werbung finanziert. Er erfährt auf diese Weise nämlich nicht, ob sich ein Nutzer gerade für Mountainbikes oder für Treppenlifte interessiert (oder für beides). So kann er keine auf den Nutzer zugeschnittene Werbung einblenden und muss gemeinsam mit seinem Kunden auf Zufallstreffer hoffen. (Ja, Facebook plant auch in WhatsApp Werbeeinblendungen, erfahre mehr.)

Aus der Sicht von Facebook lautete das Problem also: Wie können wir die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung beibehalten (gut für unser Image!) und doch auf die Inhalte der Chats zugreifen (gut für unsere Werbeeinnahmen!)? Nun, die Lösung ist naheliegend: Wenn man die Inhalte zwischen den Endgeräten nicht auswerten kann, dann muss man das eben direkt auf den Endgeräten tun.

Gesagt, getan. Die dafür notwendige technische Lösung wurde bereits entwickelt und kürzlich auf einer Konferenz vorgestellt. Es handelt sich um ein KI-Modul, das gemeinsam mit der App auf den Geräten der Nutzer installiert werden soll (erfahre mehr). Dieses Modul wird die Inhalte prüfen, bevor diese verschlüsselt werden und das Gerät verlassen.

Begründet werden diese Pläne natürlich mit edlen Motiven (Verhinderung der Verbreitung von hate speech etc.). Aber machen wir uns nichts vor: Das Scannen von Nachrichten auf den Geräten würde in erster Linie den unbändigen Datenhunger von Facebook bedienen. Und ganz unabhängig von den Motiven wäre es ein nie dagewesener Eingriff in die Privatsphäre von aktuell ca. 1,2 Milliarden WhatsApp-Nutzern:

Putting this all together, this is not some imaginary science fiction dystopia of the faraway future. It is the very real Orwellian world Facebook is bringing to us today. The underlying technologies are all here and as the company’s F8 presentation vividly illustrates, it is investing heavily and making rapid strides towards this future. (Kalev Leetaru)

Ich selbst nutze als Alternative Signal, eine ebenfalls kostenlose App, die genauso leicht zu installieren und zu nutzen ist wie WhatsApp, aber höchsten Datenschutz bietet. Die Nutzerzahl der App wächst kontinuierlich. Sie ist für alle Plattformen in den üblichen App-Stores oder hier zu finden.

Eine weitere Alternative zu WhatsApp, die ich parallel zu Signal nutze, ist die App Riot (bzw. RiotX). Sie ist noch nicht lange auf dem Markt und hat daher noch nicht so viele Nutzer wie Signal, erfreut sich aber ebenfalls zunehmender Beliebtheit. Mehr über die besonderen Vorteile von Riot erfährst Du hier.

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Warum ich WhatsApp deinstalliert habe by Jochen Plikat is licensed under a CC BY-NC-ND 4.0 license
Bildnachweis: Reisstroh Besen by MabelAmber is licensed under the Pixabay License