EFF: Microsoft labt sich an Nutzerdaten – mal wieder

Führst du mich einmal hinters Licht, Schande über dich; führst du mich zweimal hinters Licht, Schande über mich. (Chinesisches Sprichwort)

Geschätzte Lesezeit für diesen Artikel: 4 Minuten; möglicher Nutzen: Privatsphäre, IT-Sicherheit

Microsoft hat in den letzten Monaten viel Schelte für seine aggressive Verteilung des Upgrades von Windows 7 auf Windows 10 bezogen – vermutlich zu Recht. Phasenweise häuften sich sogar Meldungen, dass das klassische „Wegklicken“ (X) der Upgrade-Benachrichtigung bei manchen Versionen des Upgrade-Managers soviel bedeutete wie „Ja, ich will!“ (erfahre mehr). Auch wegen des großzügigen Sammelns von Nutzerdaten steht Microsoft seit der Einführung von Windows 10 in der Kritik.

Die amerikanische Bürgerrechtsorganisation EFF (Electronic Frontier Foundation), die sich für die Einhaltung von Grundrechten im Informationszeitalter einsetzt, hat sich nun gründlich mit den Vorwürfen beschäftigt. Das Ergebnis ist eine schallende Ohrfeige für Microsoft (hier der Originaltext auf Englisch, hier ein Bericht zum Thema auf Deutsch). Die von vielen Seiten vorgebrachten Befürchtungen wurden nicht nur in weiten Teilen bestätigt. Es ergibt sich sogar eine besonders perfide Sachlage: Nutzer, welche die Übertragung bestimmter Daten an Microsoft deaktivieren, müssen dafür auch auf die Installation bestimmter Sicherheits-Updates verzichten. Mit anderen Worten: Sie werden vor die Wahl zwischen Privatsphäre und Sicherheit gestellt. Die EFF schreibt hierzu:

There’s no doubt that Windows 10 has some great security improvements over previous versions of the operating system. But it’s a shame that Microsoft made users choose between having privacy and security.

Die von der EFF formulierten Forderungen an Microsoft sind so naheliegend wie plausibel: Einerseits sollen diese in die Lage versetzt werden, auf transparente, übersichtliche Art und Weise die Übertragung ihrer privaten Daten abzuschalten; andererseits soll es eine klare Trennung von Sicherheits-Updates und System-Upgrades geben:

Microsoft should come clean with its user community. The company needs to acknowledge its missteps and offer real, meaningful opt-outs to the users who want them, preferably in a single unified screen. It also needs to be straightforward in separating security updates from operating system upgrades going forward, and not try to bypass user choice and privacy expectations.

Wer glaubt, dass das in absehbarer Zeit geschehen wird, der glaubt vermutlich auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. Alle anderen Nutzer sollten einen Umstieg auf ein offenes Betriebssystem in Erwägung ziehen. Mein persönlicher Favorit hierfür ist Ubuntu Linux, das auf jedem handelsüblichen PC installiert werden kann (erfahre mehr).

Wer nicht sofort umsteigen kann, hat in jedem Fall schon jetzt die Möglichkeit, mit minimalem Aufwand auf quelloffene Software zu wechseln: Den Internet-Browser Firefox, den E-Mail-Client Thunderbird, die Bürosoftware LibreOffice – alle wichtigen Aufgaben am Computer lassen sich schon heute wunderbar mit Open Source-Anwendungen bearbeiten. Das löst zwar nicht die grundsätzlichen Probleme des Betriebssystems Windows, ist aber ein großer Schritt in die richtige Richtung. Und die beste Vorbereitung, um später auf ein Betriebssystem umzusteigen, das die Privatsphäre und die Sicherheit der Nutzer ernst nimmt.

Wie gehst Du mit den Schwächen um, die Windows in puncto Datenschutz und Sicherheit aufweist? Hinterlass einen Kommentar!

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Bildnachweis: Gonepteryx Rhamni by luis-e is licensed under CC0 Public Domain.