Standard Notes: Die Notiz-App, auf die wir lange gewartet haben

Standard Notes ist eine Notiz-App mit integrierter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Geschätzte Lesezeit für diesen Artikel: 3 Minuten

In der frühen Phase dieses Blogs habe ich mehrere Artikel über die Notiz-App Evernote veröffentlicht. Diese halte ich weiterhin für eine sehr gelungene Anwendung. Allerdings fiel mir irgendwann unangenehm auf, dass die Inhalte bei Evernote nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt werden. Nutzer müssen daher darauf vertrauen, dass der Anbieter oder Dritte keinen Einblick in ihre Notizen nehmen. Das wollte ich nicht, und es war für mich der Hauptgrund, warum ich – nach ca. einem Jahr intensiver Nutzung – schon vor längerer Zeit mit Bedauern wieder Abstand von Evernote nahm.

Nun hat eine Notiz-App per Definition die Aufgabe, als eine Art externes Gedächtnis zu dienen. Sie soll alles aufnehmen, was wir schnell festhalten wollen – ohne dass wir dabei den inneren Zensor einschalten müssen. Bei einer Notiz-App, die Notizen über mehrere Geräte synchronisieren kann (alle anderen sind meiner Einschätzung nach weitgehend nutzlos), ist es daher besonders wichtig, dass ausschließlich wir selbst den Klartext der verarbeiteten Daten sehen können.

Genau dafür sorgt die so genannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Lange gab es jedoch keine nutzerfreundliche Notiz-App mit diesem Feature. Diese Lücke schließt nun Standard Notes.

Standard Notes ist eine einfache, kostenlose Notiz-App für alle wichtigen Plattformen (Windows, Mac, Linux, Android und iOS, erfahre mehr). Nach der Installation, der Einrichtung eines Nutzerkontos und eines persönlichen Passwortes (bzw. einer Passphrase, erfahre mehr) kann man sofort Notizen anlegen.

Die Notizen lassen sich mit #tags strukturieren. Durch eine Volltextsuche kann man jede Notiz leicht wiederfinden. Außerdem kann man die Notizen entweder alphabetisch nach ihrem Titel, nach dem Datum der Erstellung oder dem Datum der letzten Änderung sortieren. Alle Notizen werden automatisch gespeichert und auf alle verbundenen Geräte synchronisiert. Das war’s – und viel mehr muss eine einfache Notiz-App auch nicht können.

Wer weitere Funktionen benötigt, kann Premium-Nutzer werden und die so genannten “Extensions” verwenden. Die Kosten belaufen sich je nach Abonnement aktuell auf ca. 3–4 €/Monat. Jede Extension fügt Standard Notes eine bestimmte Funktion hinzu. Auf diese Weise lassen sich unter anderem Dokumente an die Notizen anhängen, spezielle Oberflächen und Editoren einstellen oder tägliche Backups per E-Mail an die eigene Adresse verschicken.

Das Entwickler-Team um Mo Bitar (Chicago) macht in Sachen Datenschutz insgesamt einen sehr transparenten und glaubwürdigen Eindruck. So wurde 2017 eine externe Sicherheitsüberprüfung der Anwendung durchgeführt (security audit, erfahre mehr). Der detaillierte Bericht zu diesem Audit ist auf der genannten Webseite zu finden.

Egal ob man Tagebuch schreiben oder nur eine Einkaufsliste notieren möchte: Mit Standard Notes kann man sicher sein, dass keine fremden Augen mitlesen.

Welche Notiz-App verwendest Du? Hinterlass einen Kommentar!

Findest Du diesen Beitrag interessant?
→ Unterstütze diese Seite mit einer Spende (klicke oben rechts auf „Donate”)
→ Teile den Beitrag mit Deinen Freunden (klicke unten auf einen der Buttons)
→ Folge dem Autor auf Twitter (@JochenPlikat)
→ abonniere neue Beiträge als E-Mail (klicke oben rechts auf „Folgen“)

Standard Notes: Die Notiz-App, auf die wir lange gewartet haben by Jochen Plikat is licensed under a CC BY-NC-ND 4.0 license
Bildnachweis: Schreiben Hand Notizen by Free-Photos is licensed under the Creative Commons CC0 License

0 Gedanken zu “Standard Notes: Die Notiz-App, auf die wir lange gewartet haben

    1. Das könnte evtl. mit der HTML-Extension möglich sein (falls mit “lists” Checklisten gemeint sind). Auf der Seite des Herstellers heißt es dazu:

      Plus Editor (HTML)

      (This editor converts your note to HTML, and thus notes used with this editor cannot be easily edited from mobile.) From highlighting to custom font sizes and colors, to tables and lists, this editor is perfect for crafting any document.

      Diese Funktion wird also anscheinend nur von den Desktop-Apps unterstützt.

      Ich persönlich bleibe lieber bei der schlanken Textversion.

  1. Mir fehlte von Anfang an eine einfache und praktische Möglichkeit Notizen auf Handy und Tablet zu erstellen und zu synchronisieren.
    Erste Erfahrungen mit Evernote habe ich auch gemacht, aber seit Snowden habe ich mich (mit großen Aufwand von allen Datenschnüfflern (in erster Linie google) inklusive Evernote getrennt.
    Für Notizen habe ich dann zeitweise ene einfache Notizfunktion bei meinem neuen, sicheren Mail Provider (posteo.de) genutzt. Das ging aber nur im Browser und ist auf einem Handy nicht so bedienungsfreundlich.
    Nun nutze ich ‚DS Note‘, eine kostenloses Programm zu meinem NAS Server von Synology. Das NAS übernimmt dabei die Synchronisation der Daten auf meinem Handy und meinen Tablet.
    Der Clou dabei: Die Daten bleiben bei mir zu Hause!
    Es wäre auch möglich über das Internet zu synchronisieren, aber ich arbeite offline und wenn das NAS läuft wird immer mal wieder synchronisiert. Bisher habe ich mich um Windows Clients noch nicht gekümmert (gibt es wohl nicht).
    Für mich eine Lösung mit höchstem Datenschutz … google, apple, microsoft und co müssen leider draussen bleiben – Facebook sowieso.

    P.S.:
    Für Einträge hier bei WordPress nutze ich den Klarbrowser, der mir gerade anzeigt, dass mich 17 Spionage-sites verfolgen … erfolglos😂
    … und das VPN ist natürlich auch aktiv mit einer wunderbaren IP aus Oslo.

    1. Danke für Deinen Kommentar! Ja, selbst hosten ist tatsächlich noch besser und auch mit Standard Notes möglich: https://standardnotes.org/developers Allerdings dürfte das wegen des Aufwands nur für eine kleine Minderheit der potentiellen Nutzer in Frage kommen. Ich finde das Datenschutzniveau bei Standard Notes auch bei der Synchronisierung über die Server des Anbieters schon so hoch, dass das meistens vollkommen ausreichend sein dürfte. https://ssd.eff.org/en/glossary/threat-model

  2. Hallo Jochen, benutzt du die Premium Version? Ich habe auf Premium geupdatet und nutze die HTML Extension. Allerdings werden die HTML Codes in der iOS App 1 zu 1 abgebildet und nicht übernommen… so sehen die Notizen zerhauen aus.

    1. Hallo, ich nutze die free-Version mit nur-Text-Notizen. Bei Problemen mit der HTML-Darstellung würde ich mal an den Support schreiben, die Antworten erfahrungsgemäß sehr freundlich und postwendend.

  3. Konto einrichten? schon wieder zu kompliziert.
    Meine Lösung, Windows Editor, synchronisieren über Dropbox.
    Wenn verschlüsselung gewünsch axcrypt.
    Dann habe ich alles in eigener Kontrolle und eigener Verantwortung.

    1. Hallo Thorsten, Danke für Deinen Kommentar. Wenn ich das richtig verstehe, arbeitet der Windows Editor mit *.txt-Dateien. Das finde ich prinzipiell gut. Die Synchronisierung über Dropbox schon weniger, weil keine volle Synchronisation mit Android möglich ist – ein wichtiges Feature für eine Notiz-Anwendung. Dieses Problem lässt sich zwar lösen (vgl. https://jochen-plikat.com/2017/12/29/cloud-speicher-mit-android-tablet-synchronisieren/), aber Du brauchst dann eben eine zusätzliche App. Und noch eine für die Verschlüsselung – axcrypt. Allerdings muss hier, wenn ich das richtig sehe, jede Datei einzeln manuell verschlüsselt werden. Das finde ich umständlich. Aus meiner Sicht sollte eine Notiz-Anwendung die standardmäßige Verschlüsselung aller Notizen erlauben, damit ich mir nicht bei jeder Notiz/Datei einzeln überlegen muss, ob ich die jetzt verschlüsseln will oder nicht. Zudem müsste ich bei Deinem Ansatz die unverschlüsselte Version einer Notiz immer außerhalb des Synchronisations-Ordners erstellen bzw. bearbeiten, weil ja sonst die unverschlüsselten Daten zumindest zeitweise auf den Dropbox-Servern gespeichert würden.
      Unter dem Strich finde ich daher Standard Notes die bessere Lösung, weil es die beiden zentralen Probleme (Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Synchronisation auf allen gängigen Plattformen) elegant löst.
      Davon abgesehen glaube ich, dass man in heutigen Zeiten gut beraten ist, wenn man sich ein System zurechtlegt, bei dem “Konto einrichten” (d. h. Nutzername & Passwort anlegen) zur Routine wird und keine Hürde mehr darstellt. Mit einem Passwort-Manager wie keepass (https://jochen-plikat.com/2015/09/07/jenseits-der-regenbogen-tabelle/) kann man dieses Problem ein für alle Mal in den Griff bekommen. Hier die Zahl der (unterschiedlichen, sehr starken) Passwörter, die ich in keepass gespeichert habe: (aktuell) 453; Zahl der Passwörter, die ich mir merken muss: 1.

Schreibe einen Kommentar zu Jochen Plikat Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert