Export von Scrivener nach Word: Überschriften nachträglich formatieren

2897185492_a337b1ab0f_o

Ich exportiere in Scrivener geschriebene Texte grundsätzlich in ein Textverarbeitungsprogramm wie Word oder LibreOffice und bearbeite dann dort zum Schluss noch einige Formatierungen wie Schrifttyp und -größe, Seitenränder, usw. Bei längeren Texten möchte ich dabei immer auch die Möglichkeit haben, Formatvorlagen bzw. styles zu verwenden, so dass das Textverarbeitungsprogramm gewissermaßen weiß, an welchen Stellen im Text sich Überschriften befinden. Auf dieser Grundlage lässt sich dann auch leicht ein Inhaltsverzeichnis erzeugen.

Die nachträgliche Formatierung der Überschriften als Überschriften ist aber nicht ohne weiteres möglich, weil Scrivener sie zwar beim Kompilieren durchnummeriert, aber ansonsten als normalen Text ausgibt. Somit sind sie von Word oder LibreOffice zunächst einmal nicht von normalem Fließtext zu unterscheiden.

Ich habe inzwischen eine relativ einfache Lösung gefunden. Sie könnte vor allem für die Endredaktion akademischer Texte mit hierarchischer Struktur von Interesse sein.

Vorbereitung:

  1. In „Binder“ von Scrivener alle Kapitel (1. Ordnung) als Ordner anlegen, Unterkapitel (2.,3.,4. Ordnung) als Texte.
  2. Kompilieren nach der Vorlage „Format as – Non-Fiction with Sub-Heads (Hierarchical)“, als Dokumenttyp „Compile For: Microsoft Word (.docx)“ auswählen.
  3. Word-Dokument kompilieren und lokal speichern.

Kapitel sollten im Word-Dokument jetzt „Chapter“ heißen, alle Unterkapitel sollten lediglich hierarchisch nummeriert sein, also 1.1., 1.1.1., usw.

Anschließend können die Überschriften auf folgende Weise in Überschrift 1, Überschrift 2 usw. umgewandelt werden. Man benutzt dabei die übliche Suchen – Ersetzen Funktion, sucht dabei aber nicht nur nach einem Begriff wie z.B. „Chapter“, sondern auch nach Platzhaltern. Uns interessieren hier zwei dieser Platzhalter: „^#“ steht für eine beliebige Ziffer von 0-9, „^&“ führt zu einer Ersetzung des Suchbegriffs durch sich selbst (eine kurze Übersicht über die Suche mit Platzhaltern in Word for Mac 2011 findet sich hier).

Überschriften (Format: Standard) in Word als Überschriften (Format: Überschrift) formatieren:

  1. Suche: Chapter – Ersetzen durch: ^& (unten auswählen: Format: Überschrift 1)
  2. Suche: ^#.^#. – Ersetzen durch: ^& (unten auswählen: Format: Überschrift 2)
  3. Suche: ^#.^#.^#. – Ersetzen durch: ^& (unten auswählen: Format: Überschrift 3)
  4. Suche: ^#.^#.^#.^#. – Ersetzen durch: ^& (unten auswählen: Format: Überschrift 4)

Die Schritte 2-4 müssen nacheinander in dieser Reihenfolge ausgeführt werden. Achtung: Falls im Fließtext Querverweise wie „vgl. Kap. 3.5.“ vorkommen, dann werden diese Stellen beim hier beschriebenen Vorgehen evtl. versehentlich ebenfalls als Überschriften formatiert! Wer aber sicher ist, dass die Zeichenfolgen nur in Überschriften vorkommen, kann bei jedem Schritt auch die Funktion „Alle ersetzen“ verwenden. Bei Schritt 2 werden dann alle Überschriften 2., 3. und 4. Ordnung als Überschriften 2 formatiert, bei Schritt 3 alle der 3. und 4. Ordnung als Überschriften 3, und schließlich bei Schritt 4 die der 4. Ordnung als Überschriften 4.

(getestet mit: Scrivener for Mac 2.5; Word for Mac 2011; Word for Windows 2007)

Wie formatierst Du in Scrivener geschriebene Texte? Hinterlass einen Kommentar!

Findest Du diesen Beitrag interessant?

→ Teile ihn mit Deinen Freunden (klicke unten auf einen der Buttons)!

→ Abonniere neue Beiträge als E-Mail (klicke oben rechts auf „Folgen“)!

Bildnachweis: Typography by Taryn on flickr.com (creative commons-Lizenz, bestimmte Rechte vorbehalten: CC BY 2.0)

0 Gedanken zu “Export von Scrivener nach Word: Überschriften nachträglich formatieren

  1. Scrivener sagt mir nichts aber wenn ich Dich richtig verstehe arbeitet es eher modular also auf Basis von Textbausteinen, was für bestimmte Zwecke ideal ist. In “meiner” (nicht wissenschaftlichen) Techieumgebung nimmt man häufig http://de.wikipedia.org/wiki/LaTeX. Anyway, was ich ergänzen möchte, ist: Soweit ich Dich verstanden habe, ersetzt Du in Word bzw. Libreoffice die am Anfang stehenden Schlüsselwörter “Chapter” bzw. Nummern durch entsprechende Überschriftenformate.

    Der entscheidende Punkt ist der Satzanfang. Bei Libreoffice kann man direkt nach dem Absatzanfang suchen: “^”. Bei Word sollte das auch gehen. (Wenn das nin Word nicht geht, brauchst du definitiv ein Makro, um ein Zeichen vom Absatzende vorwärts zu gehen) Wenn Du das geschickt in Deine Suchsyntax (oder eben ein Makro) integrierst, solltest Du den möglichen Fehler des Verweises eliminieren können, denn es wird wohl kaum vorkommen, dass der Querverweis, sprich die Nummer, direkt am Anfang des Absatzes steht.

  2. Hi Jochen,

    Danke für den Hinweis und die detaillierte Beschreibung. Ähnlich habe ich es auch schon probiert, an der Stelle hänge ich noch an der flutschigen Automatisierung. Zwei Fragen dazu:
    1. Hast du ein Makro dafür geschrieben (MacOS-Word)
    2. Was ist mit dem umgekehrten Weg? Hast du da Erfahrungen dazu: Wenn ich das Word-Dokument bearbeiten will und wieder in Scriver zurück-synchronisieren will?

    Als Ergänzung noch die Frage: Irgendwie schon mal zusätzlich den Import in Powerpoint berücksichtigt – über den Import von Gliederungen in Powerpoint aus Word-/RTF?

    Danke, Andreas

    1. Danke für Deinen Kommentar, Andreas! Zu Deinen Fragen: 1. Ich mache das immer von Hand, was bei max. 3 Hierarchieebenen in den Überschriften recht flott geht. Wäre toll, wenn Scrivener in Zukunft die wichtigsten Formatierungsinformationen in Word exportieren könnte, und dazu gehören Überschriften aus meiner Sicht definitiv. Bei Fußnoten klappt das ja auch bestens. 2. Der umgekehrte Weg von Word oder Powerpoint nach Scrivener war bisher für mich nicht von Interesse, insofern kann ich dazu leider nichts sagen.

      1. Ich danke dir. Ich habe bis fünf Hierarchiebenen und möchte halt im Nachhinein auch am Word-Dokument als lebendem Dokument redigieren und Arbeitsgruppen kollaborativ daran arbeiten lassen – und dann beliebig zurück nach Scrivener importieren bzw. insgesamt zwischen den Welten synchronisieren. Außerdem habe ich den Anwendungsfall, dass ich auch Richtung Powerpoint arbeiten muss. Ich finde Scrivener als Outliner toll, aber ich fürchte, ich werde erst mal wieder zur Gliederungsansicht von Word als Outliner zurückkehren müssen. 🙁

        1. Das kann ich verstehen. Zum Strukturieren und Schreiben von Texten ist Scrivener toll, aber in vielen Situationen ist man doch auch MS Office angewiesen, und dann wird’s knifflig.

Schreibe einen Kommentar zu Jochen Plikat Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert